„Gerade gibt es wichtigere Themen als Sport“

Das Saisonende kam zur Unzeit. Wegen des Coronavirus hat die Volleyball Bundesliga in der vergangenen Woche entschieden, die Saison kurz vor dem Beginn der Playoffs zu beenden. Der Saisonhöhepunkt fehlt also. Im Interview spricht Erich Peterhoff, Sponsor und Gesellschafter bei den SWD powervolleys Düren, über die Problematik, eine Spitzensportmannschaft zu verantworten in einer Zeit, in der aufgrund der Virus-Ausnahmesituation vieles ungewiss ist. An der Entscheidung, wegen des Virus vorzeitig die Saison zu beenden, hat er keine Zweifel. „Gerade gibt es wichtigere Themen als Sport. Trotzdem müssen wir verantwortlich auch Weichen für die Zukunft stellen.“

 

Welche Probleme verursacht das vorzeitige Saisonende aufgrund des Coronavirus?
Peterhoff: In erster Linie war das für die Spieler, Trainer, Fans und alle Volleyball-Begeisterten ein schmerzhafter Abbruch der Saison. Mit Blick auf unsere Sponsoren fehlt auch ein richtiger Abschluss. Wir hatten nicht die Gelegenheit, über die nächste Saison zu sprechen. Jetzt gerade ist das schwierig und vielleicht auch nicht angebracht. Die Unternehmer haben im Moment andere Gedanken. Aktuell fehlen uns zudem die Zuschauer-Einnahmen aus dem Playoff-Spielen und dem Geisterspiel gegen Bühl.

 

Aus sportlicher Sicht kommt das vorzeitige Saisonende auch zu einem schlechten Zeitpunkt. Nach schwierigen Monaten lief es endlich richtig rund.
Peterhoff: Ja, wir hatten ein Formtief zum schlechtesten Zeitpunkt, ausgerechnet um das Pokalfinale herum. Da hat die Mannschaft sich herausgearbeitet, die Kurve ging steil nach oben, als das Saisonende wegen Corona kam. Aber das Sportliche ist gerade nicht das Wichtigste. Es geht für uns alle darum, dieses Virus einzudämmen.

 

Wie plant man in einer solchen Situation für kommende Saison?
Peterhoff: Wir neigen dazu, Spielern, die sich schnell für uns entscheiden wollen, eine Planungssicherheit zu geben. Wir haben schon vor der Corona-Krise mit den Gesprächen mit den Spielern begonnen. Die Zusagen, die wir da gemacht haben, wollen wir auch halten. Die Spieler, die lieber erst mal abwarten und sich umschauen, werden später mit einem anderen Markt zu tun haben.

 

Wer hat einen Vertrag für die kommende Saison? Wie weit sind die Verhandlungen?
Peterhoff: Eric Burggräf und Ivan Batanov sind für die kommende Saison unter Vertrag. Mit anderen Spielern aus dem aktuellen Kader sind wir in engen Gesprächen. Ich gehe davon aus, dass wir bald die erste positive Nachricht senden können. Unser Ziel ist es, möglichst bald sieben oder acht Spieler sicher zu haben. Danach werden wir vermutlich erst Mal abwarten, wie sich die finanzielle Situation entwickelt. Das kann wegen der Corona-Thematik gerade keiner überblicken. Wenn wir mit unseren frühen Planungen durch sind, werden wir selbst vermutlich abwarten müssen.

 

Seit mehr als zehn Jahren baut die Dürener TV Volleyball GmbH die Schulden ab, die in den Jahren der Champions League (2005-2007) angefallen sind. Wie ist da der Stand?
Peterhoff: Wir haben die Schulden mit der Saison 2019/20 abgearbeitet. Jetzt muss das Eigenkapital der Gesellschaft aufgebaut werden. Wir hatten ursprünglich mit einem kleinen Plus geplant, das wir dann in Eigenkapital umgewandelt hätten. Unter den aktuellen Umständen müssen wir nun neu schauen, wie wir die laufende Saison wirtschaftlich abschließen.

 

Können die SWD powervolleys die Corona-Krise ohne Rückschläge überstehen?
Peterhoff: Ohne Rückschläge wird das keiner überstehen. Weder im Sport, noch in der Wirtschaft. Wir haben Verträge mit der Mehrheit unserer Hauptsponsoren für die kommende Saison. Mit zwei weiteren müssen wir das Gespräch möglichst kurzfristig, aber den Umständen angemessen suchen.
Das gibt uns eine gewisse Planungssicherheit, auch mit Blick auf den 10. April. Das ist der Stichtag für die erste Stufe des Lizensierungsverfahrens für die neue Saison. Ich denke aber, dass die Liga das Datum wegen der aktuellen Situation nach hinten verschieben wird. Bei unseren vielen anderen Partnern müssen wir abwarten, wie sich die Lage entwickelt. Ich bin da aber zuversichtlich. Denn unsere Unterstützer sehen im Volleyball in Düren ein regionales Unternehmensnetzwerk. Und so was brauchen Unternehmen während oder nach einer Krise erst recht. Wir können aber im Moment nicht vorhersagen, wie sich das Coronavirus auf die Wirtschaft auswirkt. Deswegen können wir auch keine Prognosen abgeben, wie viel wir letztendlich zur Verfügung haben. Ich denke aber, dass Düren in der Volleyball Bundesliga in der aktuellen Situation vergleichsweise gut dasteht.

Die Partie gegen Bühl unter Ausschluss der Öffentlichkeit war das letzte Spiel in der Volleyball Bundesliga-Saison 2019/20. In Düren laufen die Planungen für die neue Saison trotz Corona-Krise. Foto: powervolleys